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MIT STICH UND FADEN
MIT STICH UND FADEN

Expressionistische und zeitgenössische Kunst im Gegenüber
6. März 2020 – 1. November 2020

Auf Basis der zahlreichen Stickarbeiten, die Elisabeth Macke, ihre Mutter Sophie Gerhardt und ihre Großmutter Katharina Koehler nach Entwürfen von August Macke ausführten, untersucht die Ausstellung erstmals das Phänomen des Stickens innerhalb der Kunst der Expressionismus. Ausgesuchte Objekte dieser Epoche treffen auf signifikante Positionen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die sich diesem besonderen Medium in ihrem künstlerischen Schaffen verschrieben haben.

Expressionisten wie August Macke aus dem Umkreis des Blauen Reiters oder Ernst Ludwig Kirchner entwarfen Stickereien, um ihre Malerei in den Raum und damit in den Alltag zu überführen – je nach Verwendungszweck variierte der gewählte Stickstich. In den gestickten Gebrauchsobjekten verbinden sich Kunst und Leben. In revolutionärer Weise sprengten sie dabei die Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst. Christian Rohlfs, Fifi Kreutzer und Marta Worringer gestalteten Stick-Bilder, die wie ein Gemälde im Rahmen an der Wand hingen und in aufwändiger Nadelmalerei ausgeführt sind.

Was aber fasziniert Künstlerinnen und Künstler heute an der uralten, zeitaufwändigen Technik? Längst geht es nicht mehr um Grenzüberschreitungen. Vielmehr wird Stickerei als dezidiert künstlerisches Ausdrucksmittel verstanden, in dem sich allerdings Tradition und Gegenwart auf besondere Weise berühren.

Mit Stich und Faden können winzig kleine Kunstwerke oder auch ganze Rauminstallationen entstehen. Der Umgang mit dem Material weist eine ebenso große Bandbreite auf wie der inhaltliche Radius. Biographische, gesellschaftspolitische und konzeptionelle Ansätze finden auf unterschiedliche Weise ihre Umsetzung. Optische, haptische und taktile Wirkungen spielen eine herausragende Rolle, wobei der lange Faden das Kunstwerk in den Raum hinein erweitert. Neue Bildträger werden ausprobiert und das Durchstechen dabei auch als potentiell aggressiver Akt wahrgenommen. Und manchmal entstehen in einem Arbeitsprozess gleichzeitig zwei Kunstwerke, wenn beide Bildseiten als eigenständig aufgefasst sind und ihre Gestaltung von vorn herein mitgedacht ist. 

Expressionistische Arbeiten von Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Fifi Kreutzer, August Macke, Franz Marc, Gabriele Münter, Christian Rohlfs und Marta Worringer treffen auf zeitgenössische Positionen von Robert Abts, Walter Bruno Brix, Jochen Flinzer, Angelika Frommherz, Sylvie Hauptvogel, Claudia Kallscheuer, Gisoo Kim, Alexandra Knie, Suscha Korte, Bea Meyer, Vanessa Oppenhoff, Barbara Wrede, Andrea Ziegler. 

Kuratorin: Dr. Ina Ewers-Schultz