Exhibition texts / Ausstellungstexte

Ulrike Theusner – Shadow sides / Schattenseiten

 

EN // Introduction

Powerfully colored and expressive, the works of Ulrike Theusner (*1982) address the big-city experience of generations X to Z, the world of theater and nighttime pleasure, nature far from the realm of digital noise, and everyday people. At first sight, her motifs appear to be spontaneous, sketched with vibrating lines, and offering a kaleidoscopic view of our modern society. But upon second glance, they are liable to impart a gloomy, deceptive vision. The artist explores themes that also fascinated August Macke and the Expressionists. And she uses a color palette whose intensity recalls that of Macke. But Theusner intentionally sets her color schemes in contrast to the subjects portrayed.

Ulrike Theusner avails herself of many different means of artistic expression. She also uses different techniques to repeat certain motifs. In many cases her pieces are a response to the art of major artists like Vincent van Gogh, Edvard Munch, and James Ensor. Theusner's works are contemporary interpretations of our reality that do not render what is seen in an exclusively realistic manner; rather, they incorporate fanciful elements and uncover dislocations and ambiguities.

Ulrike Theusner (*1982) lives and works in Weimar and Berlin. She studied fine arts at the Bauhaus-Universität Weimar and the École des Beaux-Arts "Villa Arson" in Nice. Her works may be found in numerous collections and have been presented in national and international exhibitions, among which are New York, Paris, and Shanghai. In 2013 she received the Graphic Award of the Ilsetraud-Glock-Grabe-Stiftung for her art. And in 2010 she took first prize at the European Print Triennale Toulouse.

DE // Einführung

In ihren farbgewaltigen expressiven Arbeiten behandelt Ulrike Theusner die Großstadterfahrung der Generationen X bis Z, die Welt des Theaters und der nächtlichen Vergnügungen, die Natur fernab des digitalen Rauschens sowie den Menschen selbst. Die spontan wirkenden Motive, die sie in vibrierendem Zeichenstrich einfängt, eröffnen eine kaleidoskopartige Sicht auf unsere moderne Gesellschaft, die sich auf den zweiten Blick als oftmals düstere, trügerische Vision entpuppt. Dabei wählt sie Themen, die auch August Macke und die Expressionist:innen faszinierten. Gleichzeitig nutzt sie eine ähnlich intensive Farbigkeit wie Macke, die bei ihr jedoch einen bewussten Gegenpol zum Dargestellten bildet.

Ulrike Theusner bedient sich vielfältiger künstlerischer Ausdrucksmittel, wiederholt teilweise einzelne Motive in verschiedenen Techniken. Vielfach zeigt sich zudem eine Auseinandersetzung mit Positionen der Kunstgeschichte wie Vincent van Gogh, Edvard Munch oder James Ensor. Theusners Werke sind zeitgenössische Deutungen unserer Lebenswirklichkeit, die das Gesehene nicht ausschließlich realitätsnah wiedergeben, sondern auch fantastische Elemente einbeziehen und Brüche und Ambivalenzen offenbaren.

Ulrike Theusner (*1982) lebt und arbeitet in Weimar und Berlin. Sie studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und der École des Beaux-Arts „Villa Arson“ in Nizza. Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten und wurden in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter in New York, Paris und Shanghai. 2013 wurde ihr Schaffen mit dem Grafik-Preis der Ilsetraud-Glock-Grabe-Stiftung ausgezeichnet. 2010 erhielt sie den ersten Preis der European Print Triennale Toulouse.

 


 

EN // Deceptive Idyll
The experience of nature

The boundaries between town and countryside in Ulrike Theusner's work are indistinct. Where individuals are depicted in nature, the scenes appear to be independent of space and time and therefore cannot be more closely identified. Her figures are often painted as melting into the settings and almost dissolving into their natural surroundings.

Melancholic views executed with a more muted color palette alternate with scenes done in glaring colors. There is neither a clear interpretation nor an exclusively positive perception of nature. Rather, the works convey a feeling of shuddering anticipation and inner unease. Theusner's interest here is to highlight dislocations and tipping points on the way to dystopia.

DE // Trügerische Idyllen
Die Erfahrung der Natur

Die Übergänge zwischen städtischem und natürlichem Raum sind bei Ulrike Theusner fließend. Dort, wo der Mensch in der Natur erscheint, wirken die Szenen Zeit und Raum enthoben und sind kaum näher zu verorten. Durch gestalterische Mittel verschmelzen die Dargestellten oftmals mit ihrer Umgebung und gehen gleichsam in der Natur auf.

Melancholische Ansichten mit eher gedämpfter Farbpalette wechseln sich mit Szenen in greller Farbigkeit ab. Eine eindeutige Lesart und eine ausschließlich positive Naturwahrnehmung bestehen nicht. Vielmehr vermitteln die Darstellungen ein Gefühl des Schauderns und der inneren Unruhe, wobei sich Theusner für die Brechungen und Kipppunkte hin zur Dystopie interessiert.

 


 

EN // Urban Jungle
Life in the city

Modern metropolises like Berlin and New York determine Ulrike Theusner's rendering of urban landscapes. The scenes of city life that she captures look strangely abandoned and otherworldly. They reflect a feeling of forsakenness and reinforce the anonymity of the big city; individuals often serve only as accessories or are subsumed into crowds. Urban spaces are populated not by people but by ghostlike creatures that emerge from the past to revive the histories of the cities and their inhabitants.

It is important to note that Theusner's image of the modern big city does not ignore its shadow sides but treats the often-seamy nightlife in bars, clubs, gambling joints, and brothels.

DE // Großstadtdschungel
Die Darstellung des städtischen Lebens

Moderne Metropolen wie Berlin oder New York bestimmen die Stadtansichten von Ulrike Theusner. Die in den Städten eingefangenen Szenen wirken meist seltsam verlassen und entrückt. Sie spiegeln ein Gefühl der Verlorenheit wider und verdeutlichen die Anonymität der Großstadt, wobei der Mensch oftmals als Staffagefigur dient oder in der Masse aufgeht. Statt Menschen bevölkern geisterhafte Wesen den Stadtraum und lassen vergangene Zeiten, die Geschichte der Städte und ihrer Bewohner:innen wiederaufleben.

Theusners moderne Großstadtvorstellung blendet dabei auch die Schattenseiten des städtischen Lebens nicht aus und thematisiert das bisweilen zwielichtige nächtliche Treiben in Bars, Clubs, Spielcasinos und Bordellen.

 


 

EN // Hidden Spirits
People, masks, and demons

People are a frequent focus of Ulrike Theusner. Her portraits usually present friends or acquaintances in whom she discovers traits of her own, transforming the works into self-portraits. The pieces are more than true-to-life representations of the respective person; they are enriched by an additional, subjective dimension that externalizes internal characteristics. Monster-like beings and demons may thus be found in the clothing or in the background of the portraited subjects.

The faces of the people often disappear behind masks, facilitating a play with various identities and roles. Theusner's affinity to the world of theater and circus is visible here. Imaginary scenarios clearly indicate an escape from reality and express Theusner's search for the shadow sides of society and the dark chasms in humans.

DE // Lebensgeister
Menschen, Masken und Dämonen

Der Mensch steht bei Ulrike Theusner immer wieder im Fokus. Ihre Porträts zeigen meist Freund:innen oder Bekannte, in denen sie Seiten von sich selbst entdeckt, wodurch die Darstellungen zu Selbstbildnissen werden. Die Ansichten geben die dargestellte Person nicht nur objektiv wieder, sondern werden um eine zusätzliche, subjektive Ebene erweitert, die das Innere nach außen kehrt. So finden sich in der Kleidung der Dargestellten oder im Hintergrund oftmals monsterartige Wesen und Dämonen.

Häufig verschwinden die Gesichter der Porträtierten hinter Masken, die ein Spiel mit verschiedenen Identitäten und Rollen erlauben. Hier wird Theusners Nähe zur Welt des Theaters und des Zirkus sichtbar. Unwirkliche Szenerien verdeutlichen das Ausbrechen aus der Realität und bringen Theusners Suche nach den Schattenseiten der Gesellschaft und den Abgründen des Menschen zum Ausdruck.