RÜCKSCHAU

DOUGLAS SWAN

Ein moderner Klassiker
03.10.2021 – 16.01.2022

Der schottische Maler Douglas Swan wurde 1930 in den USA geboren und starb 2000 in Bonn, wo er seit Mitte der 1970er Jahre lebte. Dort arbeitete er in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Wohn- und Atelierhauses von August Macke. Das Museum August Macke Haus nimmt den 90. Geburtstag von Douglas Swan zum Anlass, dem Künstler erstmals eine große Retrospektive auszurichten.

Nach seinen Studien am College of Art in Dundee (Schottland) arbeitete Douglas Swan für einige Zeit in London und Bath mit dem prominenten Maler William Scott. Unter seinem Einfluss näherte er sich der gestischen Malerei an, die bis in die Mitte der 1960er Jahre hinein für sein Schaffen bestimmend blieb. Im Jahr 1958 unternahm Douglas Swan eine Studienreise nach Italien. Dort kam er mit Vertretern der italienischen Avantgarde in Kontakt. In Mailand begann er um 1966 Objekt-Bilder zu schaffen, in denen er stark stilisierte Personen, Alltagsgegenstände sowie einfache geometrische Formen auf monochrome Farbflächen malte oder – aus einer Platte geschnitten und gestaltet – wie Assemblagen montierte. 

Nach seiner erfolgreichen Ausstellung 1967 im Kunstmuseum Bochum, wo Douglas Swan seine zukünftige Lebensgefährtin Barbara Kückels traf, entschied er sich, nach Deutschland zu ziehen und ließ sich in Bonn nieder. Er kehrte jedoch regelmäßig nach Schottland zurück und arbeitete in seinem Elternhaus in Carnoustie, wo vor allem zahlreiche Darstellungen schottischer Küstenlandschaften entstanden. Mit seiner Technik «AIR» entwickelte der Künstler um 1970 ein einzigartiges Stilmittel, indem er Teile eines Bildgegenstandes auf einer transparenten, wenige Zentimeter über dem Malgrund liegenden Fläche (oder Haube) aus Kunststoff wiederholte. Formen und Umrisse werfen Schatten auf die Malfläche, formen so ein neues Bild und bereichern das Werk auf diese Weise um eine weitere Bedeutungsebene.

Im Verlauf seines weiteren Schaffens verfeinerte Douglas Swan die Methode der Wiederholung und Variation dargestellter Gegenstände im Bild. Ausgehend von seinen umfangreichen Kenntnissen im Bereich der klassischen Musik, bezog er zudem musikalische Kompositionsprinzipien – etwa Sonatenhauptsatzform oder Fuge – in seine Bildgestaltungen ein. Diese Prinzipien wandte der Künstler in den 1980er Jahren auch in einigen Bildern an, in denen er Kunstwerke berühmter Meister variierte, wie z. B. Jan Vermeer oder August Macke. Folgerichtig entstand in den 1990er Jahren eine Gruppe von Arbeiten zu Musikstücken namhafter Komponisten, z. B. Johann Sebastian Bach oder Ludwig van Beethoven, von denen einige zu Douglas Swans interessantesten und wichtigsten Werken zählen.

Douglas Swans beeindruckendes Œuvre umspannt die gesamte zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sich seiner schottischen und keltischen Wurzeln wohl bewusst, war er auch in der deutschen Kunstszene tief verankert. Die besten Werke von Douglas Swan können in ihrer hohen malerischen Qualität, wie auch in ihrer künstlerischen Gültigkeit als zeitlos bezeichnet werden – und er in diesem Sinne als ein moderner Klassiker.

Der Schwerpunkt der Ausstellung im Museum August Macke Haus liegt auf Werken aus der Bonner Zeit des Künstlers, die als wichtigste Phase seines Schaffens gilt. Sie betont besonders die künstlerischen Bezüge zu August Macke, die Swans Werk um 1990 prägten. Rund 70, zum Teil mehrteilige und großformatige Arbeiten des Künstlers wurden dazu aus öffentlichen Sammlungen und Privatbesitz zusammengetragen. Der begleitende Katalog, mit Beiträgen u. a. von Prof. Klaus Honnef und Prof. Dr. Christoph Zuschlag, stellt das Werk erstmals umfassend in seiner Entwicklung dar und unterzieht es einer kunsthistorischen Neubewertung.

Kurator: Dr. Axel Wendelberger